
Als mein Mann und ich noch in den Niederlanden gelebt haben, wurden wir oft von Fremden auf der Straße angesprochen und gefragt, warum wir Englisch miteinander sprachen. Das lief meist auf die Empfehlung hinaus, wir sollten dies unterlassen, da wir ansonsten kein Niederländisch lernen würden. Der gleiche wohlgemeinte Rat wird Ausländern ständig gegeben – von Politikern, Lehrkräften, Ladenpersonal, Mitreisenden im ÖPNV und anderen sprachwissenschaftlichen Experten.
Weshalb funktioniert das so nicht?

Wenn jemand Langstreckenläufer werden möchte, dann sucht er oder sie sich klugerweise die richtigen Trainingsmomente aus, und weiß genau, daß Auszeiten genauso nötig sind wie Laufzeiten. Niemand würde auf die Idee kommen, daß man am besten jeden wachen Moment mit Rennen zubringen sollte. Hiervon würde man kein besserer Läufer, sondern ganz im Gegenteil ein schlechter Läufer mit jeder Menge schlechten Angewohnheiten.

Wenn mein Mann und ich miteinander Niederländisch gesprochen hätten, dann hätten wir, vor allem zu Anfang, unweigerlich regelmäßig Fehler gemacht, und diese Fehler wären dann längerfristig als Bestandteil unserer Grammatik in unsere Sprachkompetenz integriert worden. Erinnern wir uns an das wunderbare deutsche Ehepaar in dem Film Casablanca. Die beiden möchten nach Amerika auswandern, und um sich so gut wie möglich vorzubereiten, sprechen sie nur noch Englisch miteinander. Dies führt dann zu Konversationen wie: “What watch?” – “Ten watch.” – “Such much?” (wie spät ist es? – zehn Uhr – so spät?) Man kann sich leicht vorstellen, welches Englisch sie so voneinander lernen.
Für den Erwerb einer Zweitsprache ist in erster Linie die Qualität des Inputs von Wichtigkeit, nicht die Quantität.